Die Geschichte des Flohzirkus
Hereinspaziert in den kleinste große Show der Welt! Jeder hat schon mal davon gehört, doch kaum einer hat ihn je gesehen: den Flohzirkus!
Marco Assmanns Flohzirkus
Marco Assmanns Flohzirkus hatte seinen ersten Auftritt im Jahr 2005. In den ersten Jahren war Marco Assmann mit einem mehr als 50 Jahre alten historischen Zirkuswagen unterwegs.
Um für mehr Zuschauer erreichbar zu sein und um die Show noch spektakulärer und einzigartiger zu gestalten, tritt er seit einigen Jahren in einer wundervollen Zeltschaubude auf.
Die Geschichte der Flohdressur
Der Flohzirkus ist eine faszinierende der Unterhaltung, die seit Jahrhunderten Menschen auf der ganzen Welt begeistert. Diese Miniaturshows, bei denen Flöhe scheinbar kunstvolle Tricks wie das Ziehen von Kutschen, das Dreiradfahren oder den Tanz auf dem Hochseil vollführen, sind ein Beispiel für menschliche Kreativität und Einfallsreichtum.
Uhrmacher im 16. Jahrhundert
Die ersten dokumentierten Erwähnungen von Flohzirkussen stammen aus dem frühen 16. Jahrhundert. Es waren Uhrmacher, die feine Drähte um den Hals des Flohs legten, um ihr filigranes Können unter Beweis zu stellen.
Im Jahr 1578 beschrieb der englische Schriftsteller Thomas Muffet in seinem Werk „Insectorum sive Minimorum Animalium Theatrum“ die Möglichkeit, Flöhe zu trainieren. Er schreibt über Mark Scaliot der es schaffte, einem Floh eine Kette um den Hals zu legen und ihn so verschiede Kunststücke ausführen lies. Diese Kette bestand aus elf Metallösen und einem Schloss und wog inklusiv des passenden Schlüssels weniger als ein Gramm.
Im Jahr 1742 wurde der Londoner Uhrmacher Mr. Boverick bekannt, in dem er in seinem Geschäft in London zwei Flöhe, die je eine Kutsche und einen Streitwagen ziehen, zeigte. Ein paar Jahre später berichtete der Reporter John Henry Mauclerc über einen Floh, der eine Miniatur-Elfenbein-Kutsche zog. Im Jahr 1857 zeigte Charles Manby Smith einen Floh, der vor eine Miniatur-Messing-Kanone auf Rädern gespannt war.
Im 17. und 18. Jahrhundert begann die Flohzirkuskunst, sich als Form der Volksunterhaltung zu etablieren. Schausteller erkannten das Potenzial der winzigen Akrobaten und entwickelten immer ausgeklügeltere Methoden, um die Aufmerksamkeit des Publikums zu fesseln. Der Einsatz von Lupen und speziellen Bühnen ermöglichte es den Zuschauern, die winzigen Darsteller in Aktion zu sehen.
Louis Bertolotto – der Urvater des Flohzirkus
Das 19. Jahrhundert gilt als das goldene Zeitalter des Flohzirkus. In dieser Zeit erreichte die Kunstform ihren Höhepunkt und wurde in Europa und Nordamerika besonders populär. Als „Urvater des Flohzirkus“, wie man ihn heute kennt, und verantwortlich für den Ruhm und die Bekanntheit ist der Italiener Louis Bertolotto. Bereits 1832 debütierte seine „Außerordentliche Ausstellung dressierter Flöhe“ in London. 1833 gastierte er in Paris. Bertolotto reiste bis in die 1870er Jahre mit seinem Flohzirkus durch Europa, Kanada und die USA. Bertolotto und seine Nachfolger präsentierten Flöhe, die Wagen zogen, auf winzigen Seilen tanzten und sogar Miniaturkanonen abfeuerten.
Bertolotto hatte viele Nachahmer und zum Ende des neunzehnten Jahrhunderts gab es auf fast jedem Jahrmarkt, in jeder größeren Stadt oder in den bekannten Seebädern des 19. Jahrhunderts einen Flohzirkus. Die Shows waren nicht nur ein visuelles Spektakel, sondern auch eine Demonstration von Geschicklichkeit und Geduld. Flohzirkusbetreiber benötigten viel Zeit und Mühe, um die Flöhe zu trainieren und die Miniaturrequisiten herzustellen.
Bekannte Namen von Flohzirkus-Direktoren dieser Zeit sind unter anderem Prof. Likonti (London/UK), Prof. Vidoco (Blackpool/UK), Prof. Wilhelm Fricke (Hamburg), Prof. Hupf (Karlsruhe), Herr Fiarenzi (Genua/I).
Marco Assmann besitzt in seiner Sammlung diverse original Requisiten aus alten englischen Flohzirkussen des 19. Jahrhunderts.
Nach dem zweiten Weltkrieg und mit dem Aufkommen von Kino, Fernsehen und weiteren Unterhaltungsmöglichkeiten verschwand der Flohzirkus allmählich von den Jahrmärkten.
Familie Torp und der Flohzirkus im Tivoli in Kopenhagen
Doch die Geschichte des Flohzirkus ist noch nicht zu Ende: Bereits in den 1920er Jahren gründete William Torp seinen Flohzirkus in England. In den kommenden Jahren reiste die Familie Torp mit ihrem Flohzirkus durch Europa und Nordafrika. Nach einiger Zeit in Ägypten landeten William und Else Torp 1952 im Tivoli in Kopenhagen, wo sie Ihren Flohzirkus (auf dänisch: Loppecirkus) bis 1974 in Betrieb hatte.
Der Sohn John Torp trat in die Fußstapfen der Eltern und gastierte mit seinem Flohzirkus für einige Jahre unter anderem in den USA und auf den kanarischen Inseln.
Marco Assmann besitzt einige der alten Werbemittel, einige Rollen der historischen Eintrittskarten sowie einige Original-Requisiten des „Tivoli Loppe Cirkus Torp“.
Zur Eröffnung der Sonderausstellung „Loppe Cirkus“ im Jahr 2012 im Zirkusmuseum Kopenhagen wurde Marco Assmann mit seinem Flohzirkus für eine Woche in die dänische Hauptstadt verpflichtet und war die Attraktion in der dänischen Presse und im TV.
Der original Flohzirkus vom Oktoberfest München
Eine lange Tradition hat auch der Flohzirkus vom Oktoberfest in München.
Bereits 1843 gründete Roloff Otava einen der ersten deutschen Flohzirkusse. Anfangs zeigte er seine Künste in Gasthäusern, aber schon bald tourte er durch Europa, Asien, Afrika, Nord- und Südamerka. 1898 gastierte er in London und führte seinen Flohzirkus unter anderem Königin Viktoria von England vor. Für eine Vorführung im Vatikan vor Papst Papst Leo XIII. bekam er eine vergoldete Medaille und den päpstlichen Segen. Auf seinen Plakaten waren Kutschen, Karusselle und Flöhe in Balleria-Kostümen zu sehen.
Im Jahr 1948 übergab Roloff den Flohzirkus an seinen Großneffen Peter Mathes. Der gastierte noch im selben Jahr erstmalig auf der Münchner Wies’n, dem Oktoberfest in München. Peter Mathes betrieb den Flohzirkus bis 1972 und übergab ihn anschließend an seinen Sohn Hans Mathes. Robert Birk, langjähriger Mitarbeiter im Flohzirkus von Hans Mathes auf dem Oktoberfest, übernahm 2005 mit seiner Familie das Geschäft und gastiert – in alter Tradition – jedes Jahr auf dem Oktoberfest München mit dem „Flohzirkus Birk“.
Oktoberfest Flohzirkusdirektor Robert Birk zeigte Marco Assmann bei einem gemeinsamen Fernsehdreh im Jahr 2009 aus seiner langjährigen Oktoberfest Flohzirkus Erfahrung einige Tricks und Kniffe im Umgang mit den kleinen Tieren. Auch der feine goldene Draht der in Marco Assmanns Flohzirkus Verwendung findet ist ein Geschenk vom Oktoberfest Flohzirkus Birk.
Flöhe am Times Square in New York
Von 1925 bis 1969 gab es am Time Square in New York in „Huberts Museum“ ein Flohzirkus. „Professor Heckler’s Flea Circus“ spielte im Keller des Museums fast täglich seine Vorstellungen.
(c) 2001-2024 Marco Assmann – Die Geschichte des Flohzirkus
Fotos aus der Sammlung von Marco Assmann und mit freundlicher Genehmigung von John Torp und dem Tivoli Kopenhagen.
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